Zur Geschichte des Teterower Rathauses

von Erwin Hamerich, Redakteur Teterower Zeitung

Wann das erste Rathaus in Teterow gebaut wurde und wie es ausgesehen haben mag, ist nicht bekannt.

Dass jedoch ein solches im Mittelalter existiert haben wird, ist anzunehmen, da in einigen Städten ähnlicher Größe solche erhalten geblieben sind.

Wahrscheinlich stand es an der gleichen Stelle, wo der Vorgängerbau des heutigen Rathauses stand.

Vielen Bürgern ist von Fotos und dem Bild im Ratssaal jenes Rathaus bekannt, das 1908 abgerissen wurde. Neben diesem Bauwerk standen noch zwei Wohnhäuser, die mit dem Abriss des Gebäudes ebenfalls weichen mussten.

Dieses Rathaus soll seit 1708 bestanden haben. Es war ein Fachwerkbau; das Obergeschoss ragte einige Zentimeter hervor. Um 1800 erhielt es eine Putzfassade im Zeitgeschmack des Klassizismus mit einer Betonung des Eingangsbereiches, der zusätzlich durch einen Frontspies mit halbrundem Fenster bekrönt wurde.

Eine stattliche zweiarmige Freitreppe gab dem Haus Würde. Reste der eisernen Treppengeländer werden im Geländer der Treppe am Nordgiebel des jetzigen Rathauses vermutet, die den Marktplatz mit dem höher liegenden Kirchgelände verbindet. Um 1900 war die Stadt zu Wohlstand gekommen, Handel und Gewerbe blühten; die Stadt dehnte sich aus, und die Einwohnerzahl stieg.

Das alte Rathaus entsprach nicht mehr den zeitgemäßen Anforderungen und dem Repräsentationsbedürfnis. So fasste der Rat  am 29. Januar 1907 den Beschluss, ein neues Rathaus bauen zu lassen. Zwischenzeitlich nutzten der Rat und seine Verwaltung zusätzlich auch das Backsteingebäude Ecke Schulstraße/Kirchplatz.

Der Entwurf des neuen Rathauses stammte von Baudirektor Hamann aus Schwerin.

An dem Neubau waren Teterower Handwerksbetriebe beteiligt.
Die Maurerarbeiten führten die Meister Christian Timm, Franz Grohs, Wilhelm Rathke und Richard Kohlert aus. Die Zimmererarbeiten wurden von Bernhard Awolin und den Gebrüdern Grohs ausgeführt.

Die Dacheindeckung besorgte Wilhelm Klement, die Kupferbedachung Friedrich Koch. Tischlerarbeiten wurden von den Meistern Böhmer, Salow, Kneetz und Dusing gemacht. Aufschlussreich die Mitteilungen über die damaligen Lohnverhältnisse.

Ein Maurer- und Zimmerergeselle erhielt 40-50 Pfennige je Stunde, der Kupferschmiedgeselle erhielt dasselbe, ein Arbeiter erhielt nur 28 bzw. 36 Pfennige je Stunde.

Die Grundsteinlegung erfolgte am 13.Juni 1909 in Gegenwart des Großherzogs Friedrich Franz IV., der anlässlich des VII. Mecklenburgischen Landeskriegerfestes an diesem Tag in Teterow weilte. Erst nach der Grundsteinlegung wurde schließlich das alte Rathaus abgerissen.

Über die Einweihungsfeier am 20.11.1910 schreibt die Teterower Zeitung:

Am 20. November 1910 fand unter reger Anteilnahme der Einwohnerschaft die Einweihung des neuen Rathauses statt. Zu dieser Einweihungsfeierlichkeit war ein schönes Programm aufgestellt: Festgottesdienst, Konzert der städtischen Kapelle vor dem Rathaus, Besichtigung des Rathauses unter der Führung der städtischen Diener und Feldpfänder, Festessen im 'Erbgroßherzog' und Kommors im 'Bismarck'.

Geladen war zu dieser Feier der Entwerfer des Rathausplanes, Herr Baudirektor Hamann aus Schwerin. Unter Vorantritt der drei Polizeidiener begaben sich Magistrat, die Registraturbeamten und der Bürgerausschuss zum Festgottesdienst.
Die Festpredigt hielt Herr Pastor Fentzahn.

Nach dem Gottesdienst fand im Hauptsaal des Rathauses eine Festsitzung statt, geleitet von dem Vertreter des erkrankten Bürgermeisters Dr. Schmidt, Herr Senator Abraham.

Weitere Ansprachen hielten die Herren Senator Bockfisch, Baudirektor Hamann, Fabrikbesitzer Scheven, Pastor Fentzahn u.a.
Das Essen wird nicht schlecht gewesen sein, denn das Gedeck kostete damals schon 3 Reichsmark, und es dauerte so lange, dass der für abends 8 Uhr vorgesehene Kommors um eine halbe Stunde hinausgeschoben werden musste.

Auch das Präsidium des Kommors lag in den Händen des Herrn Senator Abraham. Ansprachen hielten die Herren Assessor Dr. Burmeister, Senator Nagel, Malermeister Rolfs, Hauptmann Fromm und Baudirektor Hamann.
Außer der Stadtkapelle sorgte die Liedertafel für die Unterhaltung der Gäste.
Es war ein recht vergnügter Abend.
Der Berichterstatter schließt in seinem ausführlichen Bericht:
Der 20. November 1910 wird allen, die ihn in aufrichtiger Freude über das glückliche Gelingen des Rathausbaues mitgemacht haben, unvergeßlich bleiben. Mögen sich alle Hoffnungen, die an den stolzen Bau geknüpft sind, in reichem Maße verwirklichen zum Wohle der Stadt und ihrer Bürger.

Am 17. Mai 1914 erfolgte auf dem Marktplatz, rechts seitlich vorm Rathaus die feierliche Enthüllung des Hechtbrunnens.

Auch in Teterow hat am 17. März 1920 der Kapp-Putsch seine Auswirkungen.

Der Marktplatz wird besetzt, ein Maschinengewehr gegenüber dem Rathaus in Stellung gebracht und die im Ratssaal tagende Arbeiterkommission verhaftet und bis Blankenberg verschleppt.

Nach dem 1. Mai 1945 wird im Rathaus eine sowjetische Kommandantur eingerichtet, die die Gesamtverwaltung ausübt. Der Kommandant ist Major Lazarew, der später von Major Händler abgelöst wird.
1948 wurde die Kommandantur aufgelöst und die Stadt der Kreiskommandantur Malchin unterstellt. Der Rat der Stadt zog ins Rathaus ein, jedoch nur bis zur Verwaltungsreform 1952. Der Rat des Kreises sollte jetzt seinen Sitz im Rathaus haben. Das war allerdings nur eine vorübergehende Zeit, denn für den Rat des Kreises wurden an der Fritz-Reuter-Straße - auf dem Terrain des ehemaligen Teterower Friedhofs - Baracken aufgestellt, und das Rathaus wurde ab 1953 Sitz des Volkspolizeikreisamtes.

Der Rat der Stadt wurde in das ehemalige Hotel Erbgroßherzog an der Malchiner Straße verbannt.
Das erregte viele Gemüter, denn ein Rathaus als Kreispolizeiamt und ohne Rat der Stadt, das war ein echtes Teterower Schildbürgerstück.

Jahrelang blieb dieser Zustand erhalten, bis sich im Januar 1968 die Zeitung für Abgeordnete Sozialistische Demokratie unter dem Titel Teterower Rathaus-(Turm)-Spitzen über die Situation äußerte.

Dieser Bericht, geschrieben von Renate Gehrke, sprach den meisten Teterowern aus dem Herzen. Wer jedoch meinte, es müsste sich nun etwas ändern, denn schließlich lag dieser Vorgang schon lange als Eingabe beim Bürgermeister Schimnick auf dem Tisch, der irrte sich.
Zu jener Zeit wurde das Rathaus mit einem neuen grauen Putz versehen, wobei ein großer Teil der Verzierungen verloren ging. Es bot dann 30 Jahre ein unerfreuliches Bild.

Planungen für einen Neubau für die Polizei wurden in den 80er Jahren vorgenommen und ein Standort an der Güstrower Straße neben der Dienststelle der Staatssicherheit gewählt.

Der Bau kam aber durch die Wende nicht mehr zu seiner Realisierung.
Jedoch stand nach Schließung der Kreisdienststelle der Staatssicherheit im Dezember 1989 das Gebäude an der Güstrower Straße für die Polizei zur Verfügung.

Am 13. Februar 1990 konnte die Stadtverwaltung Teterow wieder im angestammten Haus tätig werden.

 

(verfasst unter Verwendung der Teterower Ortschronik von Herrn Gerhard Stuhr)